Noch ganz unter dem Eindruck meines Schnee-Abenteuers vor Weihnachten hatte ich meine Reise nach Barnsley etwas skeptisch angetreten. Aber dieses
Mal klappte es mit der Hin- und Rückfahrt problemlos und Flüge und Züge waren ausnahmslos pünktlich.
Besonders schön war das Wetter zwar nicht, aber außer einem Shopping Stop in Manchester hatte ich ohnehin nicht viel Gelegenheit mit frischer Luft
in Berührung zu kommen.
Ich kam am Freitag Abend im Hotel in Barnsley an, das mit Dartspielern und Angehörigen ziemlich ausgebucht war - für das Hotel sicher ungewöhnlich,
da sich bestimmt nicht allzu viele Touristen nach Barnsley verirren. Wenn man den Hotelflur entlangeht, schaut dann jede zweite Zimmertüre so aus.
Der Ort bietet mehr oder weniger überhaupt keine Sehenswürdigkeiten und ist auch landschaftlich nicht herausragend, wenn auch die Pennine Hills
zwischen Manchester und Barnsley durchaus reizvoll sind.
Samstag
Am Samstag früh deckte ich mich noch mit Getränken und einer Kleinigkeit zu essen ein - ich wusste, dass mir ein langer Dart-Tag bevorstand,
schließlich war ich ja auch nach Barnsley gekommen, um mir einmal so ein Youth Tour Event anzusehen.
Der Saal im Metrodome war gut gefüllt - da es ein UK Open Qualifier war, durften ja alle PDPA Mitglieder spielen, nicht nur die Tour Card Inhaber.
Es nahmen über 140 Spieler daran teil und dazu kamen natürlich noch deren Gäste.
Während die ersten Vorrunden-Spiele gespielt wurden schaute ich mich erst einmal um. Taylor, van Barneveld und Wade nahmen nicht teil, auch Ronnie
Baxter war nicht da und daneben noch einige weniger bekannte Spieler. Anscheinend bereitet doch auch einigen Spielern der veränderte Anmelde-Modus
noch Probleme, John MaGowan hatte zum Beispiel einfach nicht rechtzeitig gemeldet. Von den deutschen Spielern mit Tour Card war lediglich Michael
Rosenauer da - wie man hört ist er wohl der Einzige, der seine Tour Card auch wirklich nutzen möchte.
Wie immer bei den Pro Tour Events ist es ziemlich schwierig den Überblick zu behalten, es laufen einfach zu viele Spiele gleichzeitig ab. Natürlich
habe ich Michael Rosenauers Spiele verfolgt und muss sagen, er hat wirklich gut gespielt und auch bis zum Schluss gekämpft - er war auch in seinem
Spiel gegen Steve Brown nicht chancenlos.
John Part, dem ich auch eine Weile zuschaute, spielt auf jeden Fall wieder stärker als im letzten Jahr. Ob das am Fit Flight System, dem neuen
Sponsor oder der neuen Freundin liegt, kann ich nicht beurteilen, aber es ist sehr erfreulich. Wie seine Darts momentan aussehen seht Ihr auf dem
Photo hier.
Auch Robert Thornton scheint wieder Fahrt auf zu nehmen. Dave Chisnall macht die Pro Tour richtig Spass und er ist sehr überzeugend.
Simon Whitlock schien am Wochenende doch so langsam wieder in Form zu kommen. Wes Newton hat sich zu einem sehr starken Spieler entwickelt.
Die größte Überraschung war aber am Samstag sicherlich Ian White, der mir bisher eigentlich nie aufgefallen war, der aber vollkommen verdient ins
Finale kam.
Am späten Nachmittag lichteten sich die Reihen der Pro Tour Spieler langsam, immer mehr Jugendliche tauchten in der Halle auf. Ein paar der Youth
Tour Spieler hatten auch am Pro Tour Event teilgenommen, Shaun Griffiths hatte sich bis in die zweite Runde gespielt, Michael van Gerwen bis in
Runde drei.
Während auf der einen Seite der Halle der UK Open Qualifier zu Ende gespielt wurde und von Steve Brown gewonnen wurde,begannen die Jugendlichen bereits auf der Boards der anderen
Seite mit ihrem Turnier.
Es wirkte alles sehr gut organisiert und verlief vollkommen reibungslos. Sobald das Pro Tour Turnier beendet war,
breiteten sich die Jugendlichen in der ganzen Halle aus.
Väter und Söhne
Am Jugendturnier nahmen 128 junge Spieler teil, darunter ein einziges Mädchen. Es können Spieler im Alter von 14 - 21 Jahren teilnehmen und so
waren doch auch die Spieler vom Aussehen und auch vom Können her sehr unterschiedlich. Da gab es noch richtige "kleine Jungs", ziemlich ungelenk
wirkende Jugendliche und junge Erwachsene. Durchgesetzt und die beste Leistung gezeigt, hat dann letztendlich schon die Kategorie "junge
Erwachsene".
Der Sieger des Jugendturniers - Shaun Griffiths - wird vom Sky Sport Kommentator John Gwynne gesponsert. Der junge Mann hatte
bis zur Qualifying School bei der BDO gespielt und sogar an der diesjährigen BDO Weltmeisterschaft teilgenommen.
Er hat einmal den European
Youth Cup und zwei Mal die World Youth Masters gewonnen, verfügt also schon über einige Wettkampf Erfahrung. Bei der PDC Qualifying School konnte
er sich dann eine Tour Card erspielen und ist seither PDC Spieler. Er zeigte während des ganzen Jugendturniers eine souveräne Leistung.
Michael Smith, sein Final- Gegner, spielt schon seit 2008 die Pro Tour mit. Er warf in seinem Viertelfinalspiel gegen Michael van Gerwen einen
Neun-Darter, wahrscheinlich den ersten seiner Karriere, worauf die PDC beschloss, auch für die Jugend-Turniere ein Neun-Dart Preisgeld einzuführen.
Unter den Teilnehmern der Youth Tour sind auch Söhne bekannter Spieler. Am bekanntesten dürfte inzwischen Arron Monk sein, Sohn von Colin Monk
und der erste PDC Youth World Champion - ein sehr talentierter Spieler und sicherlich unangenehmer Gegner. Nicht ohne Grund nennt er
sich "Bad Monk".
Dann gibt es noch Jamie Green - Sohn von BDO Spieler Robbie "Kong" Green.
Und Co Stompe junior, der allerdings seinem Vater nicht besonders ähnlich sieht, außer dass auch er schlank und groß ist.
Und dann haben wir noch Ryan Harrington - Sohn von Rod Harrington - der im Gegensatz zu Co
seinem Vater sehr ähnlich sieht.Ryan Harrington hat auch die UK Open Qualifikationen mitgespielt und erreichte beim Jugendturnier die Halbfinale -
auch er ein talentierter junger Spieler.
Es war sehr interessant das Jugendturnier zu verfolgen, einige der jungen Spieler spielen bereits auf hohem Niveau und können in der Jugend
Tour jetzt noch die nötige Erfahrung sammeln. Ich denke schon, dass sich das Unternehmen "Youth Tour" für die PDC auszahlen wird.
Das Jugend-Turnier war gegen 20.30 beendet und ich war auch geschafft und hatte überhaupt keine Lust mehr mich ins Nachtleben von Barnsley
zu stürzen (So etwas gibt es in Barnsley tatsächlich!!!)
Ich wollte mich nur noch endlich hinsetzen und etwas essen...
Sonntag
Am Sonntagmorgen waren nicht allzu viele Dartspieler beim Frühstück anzutreffen und einige wirkten doch reichlich übernächtig.
Draußen regnete es auch noch. Trotzdem machte ich noch einen kurzen Umweg übers Stadtzentrum - schließlich haben in England die Läden sonntags auch
geöffnet!
Als ich am Veranstaltungsort eintraf, war gerade die Auslosung bekannt gegeben worden und alles scharte sich um die beiden Monitore.
Für den Schotten John Henderson wurde es kein guter Tag - er schied schon in der Vorrunde aus. Michael Rosenauer verlor gleich sein erstes Spiel
gegen Robert Thornton - irgendwie lief es bei ihm überhaupt nicht. Aber in Wigan hat er seine nächste Chance!
In der zweiten Runde schieden gleich reihenweise bekannte Spieler aus, Colin Lloyd erwischte es genauso wie Gary Anderson, der ohnehin kein gutes
Wochenende hatte, Mervyn King, Adrian Lewis und den wieder erstarkten John Part, der gegen Dennis Smith ein irgendwie total verkorkstes Spiel
spielte, in dem beide Spieler mit sich selbst zu kämpfen hatten.
Wayne Mardle scheint wieder im Kommen zu sein, er kam immerhin bis in die dritte Runde.
Das Turnier war völlig offen, kein Spieler wirkte besonders dominierend, am überzeugendsten war Dave Chisnall, der sich ja auch
bis ins Finale spielte.
Eine Zeitlang schaute ich Mark Hylton zu, der am Oche schrecklich zappelig wirkte. Dann wanderte ich zu Wes Newton weiter,
der an diesem Tag bis ins Viertelfinale unglaublich sicher auf der Doppel 10 war. Ausgerechnet dort ließ sie ihn im entscheidenden Moment in Stich
und Dave Chisnall kam ihm zuvor und gewann mit 6:5.
Wes Newton und Barrie Bates hatten sich zuvor das sicherlich lustigste Spiel des Tages geliefert - Barrie war es vollkommen klar gewesen, dass er
gegen den momentan so starken Wes Newton, mit dem er gut befreundet ist, nur eine ganz minimale Chance haben würde, gerade auch wegen der
Doppel 10. Nicht dass Barrie Bates das Spiel auf die leichte Schulter nahm, aber zur Belustigung von uns Zuschauern trieb er hinter Wes Rücken allen
möglichen Unfug.
Im Finale traf dann Dave Chisnall doch eher überraschend auf den jungen Michael Smith, der sich wie im Rausch durch den Tag gespielt hatte. Das
Finale wurde sehr spannend und sehr eng. Smith hatte zunächst mit 3:0 geführt, später mit 4:3 und 5:4, aber Chisnall schaffte immer wieder den
Ausgleich. Auch im letzten Leg hatten beide Spieler ihre Chance, bevor sich Smith dann doch durchsetzen konnte.
Alles in allem war es ein sehr interessantes Wochenende, an dem es einige Überraschungen gab und viele der Top Spieler gar nicht zum Zug kamen.
Von den Premier League Spielern schlug sich Simon Whitlock am besten, der in der Premier League bisher lediglich einen Sieg verzeichnen konnte, - er stand an beiden
Tagen im Halbfinale. Wes Newton schaffte durch seine guten Leistungen den Einzug unter die Top Ten der PDC. PDC Neuling Dave Chisnall hatte ein
sehr gutes Wochenende. Einige Spieler scheinen kurz vor einem Comeback zu stehen, andere kurz vor dem Durchbruch.
Mit hat es viel Spaß gemacht, ich habe micht gut unterhalten und denke, wir können uns auf interessantes Dart Jahr freuen!
Und hier noch ein Bild von Gary Mawsons neuen Darts - auch er wird jetzt von Cosmo Darts gesponsert und spielt mit neuen Signature Darts.
Im Augenblick schauen sie so wie auf dem Bild aus - es wird allerdings noch an ihnen "gearbeitet".